RECOVERY STORY
-LÉA DESLANDES-
Text: Léa DesLandes
GENESUNG NACH MEINEM SPORTUNFALL
DAS IST PASSIERT:
Ein Sportunfall hat mein sportliches Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt: Während des Kitens hatte mich mein Board am Kopf getroffen. Wir waren gerade auf einem Filmtrip, um meine E-Bike & Kite Abenteuer festzuhalten.
Nun befinde ich mich im längeren Genesungsprozess einer Gehirnerschütterung. Monate voller Ruhe, Training, Physio-Therapie begleitet von andauernder Hoffnung aber immer wieder auch aufkommenden Verzweiflung liegen hinter mir.
Doch Aufgeben ist keine Option: Um wieder zu Kräften zu kommen und meinem Körper gleichzeitig Ruhe zu gönnen, entschieden meine Familie und ich, einen Monat auf Cabo Verde zu verbringen. Cabo Verde ist eine tolle Halbinsel in Afrika und bekannt für seine faszinierenden Landschaften, Berge, Strände & Buchten. Neben meiner Familie packte ich natürlich auch Bike und Kite mit ein, sowie einen befreundeten Fotografen.
NACH SOLCH EINEM UNFALL IST ES WICHTIG GEDULDIG ZU BLEIBEN & NICHT ZU VERGESSEN, DASS DER WEG GENAUSO WICHTIG IST WIE DAS ZIEL.
SCHRITT FÜR SCHRITT ZURÜCK NACH DEM SPORTUNFALL
YOGA
In Santa Maria auf der Insel Sal lernte ich von Sheena, einer indischen Yogalehrerin, was es heißt, wirklich abzuschalten. Ich entdeckte die Verbindung zwischen Atmung und Heilung neu und lernte, meine Kopfschmerzen zu lindern, indem ich mir bewusst Zeit für mich nahm. Yoga brachte mir meine innere Ruhe bei – für Jemanden, der immer in Bewegung ist, eine echte Herausforderung.
DIE SANFTE ERHOLUNG
Von nun an übte ich jeden Tag die „Ruhe“– ja, auch das ist eine Übung, wenn man es nicht gewohnt ist. Anschließend folgten täglich 45 Minuten Kiten und eine sehr leichte Rückkehr aufs Rad, auf flachem Terrain bei Sonnenaufgang, um Anstrengungen in der Hitze zu vermeiden. Die Umstellung auf höhere Temperaturen und der Start der körperlichen Betätigung waren meine größten Herausforderungen.
FREIHEIT ZURÜCKGEWINNEN
Neben dem Sport und dem Adrenalinschub hatte ich in den Monaten in Afrika noch etwas zurückgewonnen – nämlich meine Freiheit! Die Freiheit, den Strand zu verlassen & allein mit meinem Board, meinem Bike und der Natur zu sein. Den Wind, das Wasser, den Sand, die Trails zu zähmen und zu kontrollieren … all das hatte ich so sehr vermisst und nun erlangte ich dieses Gefühl Schritt für Schritt wieder.
BIKE-ABENTEUER AUF SAN NICOLAU
Nach zwei Wochen in Santa Maria (im Herzen unser zweites Zuhause) machten wir uns auf nach San Nicolau. Diese Insel wollten wir mit unseren Bikes erkunden. Die Überfahrt mit dem Boot, die eigentlich um 1 Uhr nachts starten sollte, begann erst bei Sonnenaufgang um 4:30 Uhr. Nach sieben etwas rauen Stunden auf See erreichten wir unser Ziel.
In San Nicolau knüpften wir schnell erste Kontakte, fanden ein Zimmer in einem unfertigen Gebäude und starteten mit der Erkundung des Carbeirinho-Punktes, der als Weltwunder bezeichnet wird. Schon das Fahren auf der heißen schwarzen Asphaltstraße war eine Herausforderung für meinen durch die Reise geschwächten Körper.
TAG 2 – QUER DURCH DIE INSEL
Unser Ziel war es, die Insel mit ihren Nationalparks, Trails und ihrer Vielfalt zu entdecken. Wir begannen mit der Fahrt in ein Dorf im Nordosten der Insel über eine gebirgige, kurvenreiche Straße. Die Anstrengung war intensiv, doch mit der Zeit (und etwas Unterstützung meiner Begleiter) erreichte ich den höchsten Punkt unserer Tour. Der Abstieg ins Dorf erfolgte über einen wunderschönen Weg, den die Einheimischen nutzen, um die Berge zu durchqueren. Diese gut gepflegten Pfade, teils grasbewachsen, teils gepflastert, ermöglichen den Bewohnern den Zugang zu den Dörfern, ohne den langen Weg entlang der Küstenstraße nehmen zu müssen. Unterwegs trafen wir viele Einheimische.
ANSTRENGUNG FÜR ANSTRENGUNG
Jeden Tag erlaubten mir Körper und Geist, wieder aufs Rad zu steigen. Nach langen Nächten der Erholung vergingen die Tage, und ich fand langsam wieder Freude am Fahren. Stundenlang in den Bergen unterwegs zu sein, fühlte sich endlich wieder gut an. Das Ziel des Tages zu erreichen – ob das Dorf Ribeira de Prata oder Praia Branca – gab mir Energie. Jeden Tag durchquerten wir die Berge um den Monte Gordo, den höchsten Punkt der Insel. Die Trails waren schwierig und steil, und Fred half mir oft, die Pässe zu überqueren, indem er mein Bike schob oder trug.
Am vierten Tag schaffte ich es schließlich, mein HAIBIKE LYKE selbst auf den Schultern über einen steinigen Bergpass zu tragen – der einzige Weg, um den Gipfel zu erreichen. Es war ein großartiges Gefühl, wieder genug Kraft in meinen Schultern, meinem Nacken und meinem Kopf zu haben, die in den letzten Monaten so gelitten hatten.
ABENTEUER BLEIBT ABENTEUER
Von diesem Abenteuer wird mir so viel in Erinnerung bleiben: Begegnungen mit so vielen tollen & eindrucksvollen Menschen, ebenso die großartigen Landschaften, die Gastfreundschaft der Bewohner und die Momente, in denen wir uns die letzte Dose Thunfisch teilten :D San Nicolau ist eine weitgehend unerschlossene Insel, die wegen fehlender touristischer Infrastruktur selten besucht wird. Dennoch ist sie genauso atemberaubend wie ihre Nachbarinsel Santo Antão. Ein Besuch lohnt sich!
DER BEGINN MEINES ZWEITEN SPORTLERLEBENS
Ich war noch nie so schwer verletzt. Nach Jahren intensiven Kletterns, Eiskletterns, Bergsteigens und Mountainbikens sowie Rennen rund um den Mont Blanc war diese Genesung eine völlig neue Erfahrung. Der Weg ist noch lang, aber diese Reise hat mir gezeigt, was schon besser läuft und woran ich arbeiten muss, um wieder mein bestes Niveau zu erreichen. Ohne die moralische und freundschaftliche Unterstützung meiner Begleiter (und die Liebe meines Partners) hätte ich dieses Abenteuer nicht bewältigen können. Gemeinsam haben wir diese Schönheit Kap Verdes jeden Tag neu entdeckt.